Forschung und Internationalisierung

2016/17
Jahresbericht

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Berichtszeitraum: 01.10.2016 - 30.09.2017


Forschung und Internationalisierung

Prof. Dr.-Ing. Jürgen karl

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Karl

Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik
Erster Prodekan (Forschung und Internationalisierung)

Der Blick auf neueste Statistiken zeigt klar: Das Studienjahr 2016/2017 war für die Technische Fakultät der FAU auch im Bereich Forschung wieder ein überaus erfolgreiches.

Die Drittmittelumsätze bleiben im Jahr 2016 mit 68 Mio. Euro auf erfreulich hohem Niveau. Neben Industriemitteln in Höhe von 29,3 Mio. € förderte die DFG die Technische Fakultät mit insgesamt 27,3 Mio. Euro. Erfreulich ist auch die weiterhin hohe Beteiligung der Technischen Fakultät an EU Projekten. Im Berichtszeitraum waren die Lehrstühle der Fakultät an insgesamt 44 EU Projekten beteiligt, von denen sechs auch von der FAU koordiniert wurden. Auch internationale Hochschul-Rankings sprechen eine klare Sprache: So wurde die FAU im renommierten Shanghai-Ranking beim „Academic Ranking of World Universities 2017“ unter den zehn besten Universitäten Deutschlands gelistet. Im Bereich „Energy Science & Engineering“ des Rankings belegte die FAU sogar den Spitzenplatz aller deutschen Universitäten.

Das Forschungsumfeld der Technischen Fakultät entwickelt sich weiter hochdynamisch. Der Exzellenzcluster „Engineering of Advanced Materials“ (EAM) bekommt am Erlanger Südgelände ein weiteres Zuhause. Mit dem „Interdisziplinären Zentrum für Nanostrukturierte Filme“ (IZNF) entstehen derzeit neue Freiräume für Spitzenforschung zur Nanotechnologie. Mit dem Spatenstich für das Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN) im Juli 2017 ergeben sich für die technische Fakultät neue Kooperationsmöglichkeiten im Bereich der Energieforschung. Für den Energie Campus Nürnberg (EnCN) wurde eine zweite Förderphase bewilligt. Drei von fünf bewilligten Förderschwerpunkten des EnCN werden wieder von der Technischen Fakultät koordiniert. Eine Sonderrolle wird der Energieforschung der FAU auch durch eine neue Initiative des Bayerischen Wissenschaftsforums (BayWISS) zugeteilt. Die FAU koordiniert hier das Verbundkolleg „Energie“, das den besten Absolventen der bayerischen Fachhochschulen den Zugang zur Promotion erleichtern soll. Diese Initiativen zeigen: die Technische Fakultät ist weiterhin auf einem guten Weg!

Ein Kernanliegen ist der Hochschulleitung eine noch stärkere Internationalisierung unserer Universität. Die Erfolge unserer internationalen Vernetzung definieren sich dabei nicht nur aus der Zahl und Qualität der nicht-deutschen Studierenden und WissenschaftlerInnen, die ihren Weg an die Lehrstühle und Forschungseinrichtungen in Erlangen und Nürnberg finden. Auslandsaufenthalte sind auch entscheidend für eine hervorragende Ausbildung und die persönliche Entwicklung unserer deutschen Studierenden und NachwuchswissenschaftlerInnen. Die Technische Fakultät unterstützt daher aktiv Auslandsaufenthalte während des Studiums und der Promotion. Registriert wurden im Studienjahr 2015/2016 insgesamt 316 Studierende, die für ein Praktikum oder einen Studienaufenthalt von der Technischen Fakultät ins Ausland vermittelt wurden. Die Zahlen steigen, im Studienjahr 2016/2017 waren dies bereits 331 Studentinnen und Studenten. Die meisten zog es im Rahmen des von der EU geförderten Erasmus-Programmes an spanische Universitäten (47). Zu den gefragtesten Studienzielen zählten die USA (27) aber auch China (23) und Südkorea (26). Hinzu kommen viele nicht registrierte Promovierende und „Free Mover“, die ihre Auslandsaufenthalte selbst organisieren und Summer Schools oder ihr Industriepraktikum im Ausland absolvieren.

Erfreulich ist auch der Trend der immer zahlreicher aus dem Ausland an die FAU kommenden Studierenden. Der Anteil ausländischer Studierender stieg in den Studienjahren von 2014/2015 bis 2016/2017 von 13,5% auf 16,4%. Das steigende internationale Renommee der FAU führt vor allem zu einem zunehmenden Interesse asiatischer Studentinnen und Studenten. Etwa zwei Drittel unserer nicht-deutschen Bachelor- oder Masterstudierenden kommen aus Asien, vor allem aus China. Noch höher ist der Anteil ausländischer Gäste bei den Promovierenden der Technischen Fakultät. Hier betrug der Anteil der Bildungsausländer im Prüfungsjahr 2016 etwa 20,9%. Dies liegt möglicherweise auch am sich in Deutschland zunehmend abzeichnenden Fachkräftemangel, das Interesse an ausländischen Doktoranden und Doktorandinnen belegt aber klar auch die hervorragende Qualität der zu uns kommenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Auch 2015/2016 gab es wieder zahlreiche Besuche und Gegenbesuche von und bei unseren internationalen Partneruniversitäten, beispielsweise an der Shanghai Jiao Tong University und der Universität Minnesota. Im Berichtszeitraum besuchten einige Humboldt-Stipendiaten, Dr. Carlos Ariel Ferrer-Riesgo, Lehrstuhl für Informatik 5 (Mustererkennung), Prof. Dr. Ellen Kuhl, Lehrstuhl für Technische Mechanik und Prof. Dr. Zoran Salcic, Lehrstuhl für Informatik 12 (Hardware-Software-Co-Design) die Technische Fakultät.

Noch unzureichend gelingt es an der Technischen Fakultät der FAU, den Anteil weiblicher Forscherinnen und Professorinnen signifikant zu steigern. Dies liegt teilweise natürlich an der nach wie vor etwas verhaltenen Affinität fränkischer Abiturientinnen, sich auf ein technisches Studium einzulassen. Immerhin liegt der Anteil der Studentinnen unter den Studierenden der TechFak mittlerweile bei über 30%. Dieser erfreuliche Trend spiegelt sich bei den Neuberufungen leider noch nicht wieder. Offensichtlich passen etablierte Muster wissenschaftlicher Karrierewege für viele junge Kolleginnen aber auch Kollegen noch zu wenig zu deren individuellen Bedürfnissen nach Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlichem Alltag. Zu eng gefasst sind die Zeitfenster in denen wissenschaftliche Erfolge erzielt, Nachwuchsgruppen etabliert und Publikationen generiert werden müssen. Besonders erfreulich ist daher die Tatsache, dass es in den letzten Monaten wieder gelungen ist, auch junge Wissenschaftlerinnen an die Technische Fakultät berufen. So konnte das Department für Chemie- und Bioingenieurwesen mit Frau Professor Kathrin Castellione eine exzellente Lehrstuhlleiterin für den Lehrstuhl Bioverfahrenstechnik gewinnen. Im Department Informatik konnte Frau Professor Dagmar Kainmüller als Junior-Professorin für Medizinische Bildverarbeitung neu berufen werden. Ich bin überzeugt, diese Erfolge zahlen sich für die Technische Fakultät doppelt aus: So werden die hervorragenden Kolleginnen das Forschungsprofil unserer Fakultät schärfen und bereichern. Sicher werden die Kolleginnen aber auch viele hochtaltentierte Nachwuchswissenschaftlerinnen motivieren, ihren Weg in Forschung und Lehre zu suchen und zu finden.

Der Schlüssel für eine hervorragende Ausbildung ist stets eine exzellente Forschung. Eine gute Lehre geht einher mit der Möglichkeit für alle Studierenden, sich im Rahmen von Studienarbeiten mit aktuellsten Forschungsfragen zu beschäftigen, eigene Ideen zu entwickeln und in der Diskussion mit Lehrenden zu reflektieren. Die FAU als alleinige Volluniversität Bayerns bietet in ihrer Vielfalt ganz besondere Voraussetzungen für eine exzellente Lehre. Dabei nimmt die Technische Fakultät keineswegs nur in den von der Exzellenzinitiative der Bundesregierung geförderten Forschungsfeldern der FAU eine internationale Spitzenstellung ein. Erlangens Spitzenstellung in der Informationstechnologie, bei innovativen Fertigungstechnologien, in der Medizintechnik, den optischen Technologien und nicht zuletzt die langjährige Zusammenarbeit mit den benachbarten Fraunhofer-Instituten bieten unseren Studierenden eine beispiellose Vielfalt und einzigartige Chancen sich mit den aktuellsten Themen unserer Zeit zu beschäftigen und modernste Methoden und Technologien zu erlernen. Zweifelsohne werden dem die Ergebnisse der letzten Auswahlrunde der Exzellenzinitiative nicht gerecht. So erfreulich die positive Evaluierung des FUMIN-Antrags unter der Leitung von Prof. Peter Wasserscheid in der ersten Antragsrunde ist, so wenig entspricht das Abschneiden der weiteren Anträge den hervorragenden Forschungsergebnissen und der internationalen Reputation unserer Universität.

Vergessen wird im wissenschaftlichen Wettbewerb gerne das Gebot der Interdisziplinarität. Und gerade hier liegen die wesentlichen Chancen unserer Technischen Fakultät und unserer Universität. Gesellschaftlich relevante Forschungsfragen - sei es in der Energieforschung, der Medizintechnik oder zur Datensicherheit - lassen sich oft nur interdisziplinär und fakultätsübergreifend zufriedenstellend beantworten. Die neuen fakultätsübergreifenden Forschungsschwerpunkte der FAU sollen dazu anregen, die Chancen unserer Volluniversität künftig noch besser zu nutzen. Gerade die Breite der Themen, Fragestellungen und Methoden unserer Fakultät prädestinieren uns, unseren gesellschaftlichen Auftrag einer hervorragenden Ausbildung in allen Technikfeldern unserer Zeit ganz exzellent zu erfüllen.

Die Wettbewerbsfähigkeit der Technischen Fakultät definiert sich in ihrer Attraktivität für Studierende, WissenschaftlerInnen und Kooperationspartner aus Industrie und Forschung. Hier sieht sich die Technische Fakultät weiterhin nicht nur im Wettbewerb mit bundesdeutschen und internationalen Universitäten. Sie wird sich künftig auch dem Wettbewerb einer neugegründeten Technischen Universität in Nürnberg stellen müssen. Was auf den ersten Blick reduzierte finanzielle Grundausstattung, Studierendenzahlen und Forschungsgelder fürchten lässt, birgt auf den zweiten Blick doch erhebliche Chancen für die FAU. So war ein funktionierender Wettbewerb in der Forschung schon immer der Motor für Innovation, neue Ideen und Entwicklungen. Die Synergien, die ein neuer Universitätsstandort in unmittelbarer Nachbarschaft schaffen kann, liegen auf der Hand: Aufbauend auf persönliche Kontakte und räumliche Nähe können und werden Kooperationsprojekte und Forschungsverbünde unsere schon starken Forschungsbereiche weiter stärken. Zusätzliche Studierende, NachwuchswissenschaftlerInnen und StartUps in der Metropolregion können auch die Attraktivität des Standorts Erlangen beflügeln. Worauf es künftig also noch mehr als bisher ankommen wird, ist einfach: ein starkes Miteinander.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Karl